Controlling ist Chefsache oder Controlling erledigen die Controller – die bekommen das schon hin! Das hat doch in der Vergangenheit immer so geklappt!
In diesem Beitrag aus den angekündigten „Die zehn typischen Controlling Fehler“ –
Heute Controlling Fehler 4: Controlling erledigen die Controller – die bekommen
das schon hin – oder immer Controlling ist Chefsache?Controlling ist Chefsache – nicht die Controller bekommen das schon hin!
Falsch! Controlling ist Chefsache, wenn diese Aufgaben delegiert werden, verliert der Unternehmer selbst schnell den Überblick über Zahlen und Daten seines Unternehmens.
Controlling ist Chefsache und nicht Controlling erledigen die Controller – die bekommen das schon hin – genau anders herum läuft der Laden!
Nicht selten delegiert die Geschäftsleitung ungeliebten Aufgaben im Controlling wie Kostenrechnung, Finanzplanung oder strategische Planung komplett an Mitarbeiter der Controlling Abteilungen.
Dabei werden auch oft die Differenzen zwischen Management und Controlling deutlich:
- Während das Controlling landauf, landab versucht herauszubekommen, welche Informationen es denn nun wie und wann liefen soll, zieht sich das Management nur zu oft auf die Position zurück, dass es doch der ordinäre Controller-Job ist, dies zu definieren.1)
- Die Geschäftsführung pumpt Geld in Produktion, Forschung, Vertrieb etc. – für das Controlling bleibt oft nichts übrig!
In Zeiten einer schwachen Konjunktur neigen die meisten Unternehmen dazu, alle nicht absolut notwendigen Projekte im Controlling und IT auf Eis zu legen.
- Neuinvestitionen werden einfach eingefroren, während sich das Unternehmen auf mögliche Einsparungen konzentriert, um im frostigen Wirtschaftsklima zu überleben.
- Keine genauen Vorgaben von der Geschäftsführung für das Controlling mit welchen Messgrößen gesteuert werden soll.
- Den Forderungen und Wünschen von bspw. EDV Abteilungen wird wesentlich mehr Beachtung geschenkt als Forderungen und Wünschen von Controlling Abteilungen.
- Derzeit wird in vielen Unternehmen alles unter die Lupe genommen und analysiert, was Kosten und Rendite, Mitarbeiter und betriebliche Effizienz, Lieferanten und Service, Kunden und Konkurrenz betreffen.
Ironischerweise werden dabei allzu oft ausgerechnet die für Entscheidungen so wichtigen Softwaretools und Prozesse im Controlling stiefmütterlich behandelt. Immer wieder stellt sich in diesem Spannungsfeld die Frage nach der tatsächlichen Positionierung des Controlling in vielen Unternehmen.
Controlling ist Chefsache
Der Controller heute und seine vier Phänomene!
1. Als Überbringer schlechter Nachrichten werden diese unbewußt mit der Person des Controllers in Verbindung gebracht.
2. Um einen persönlichen Vorteil zu erlangen oder Probleme zu verschleiern, wird der Controller geschickt umworben. Und es ist nicht immer einfach, dies aus der Sicht des Controllers zu erkennen und sich dagegen zu wehren.
3. Daten und Informationen, die der Controller präsentiert, werden vom Management einfach ignoriert. Erst wenn es keine Möglichkeit mehr gibt wegzusehen, wird das Problem zur Kenntnis genommen.
4. Der Controller ist häufig in einer Schlichterposition zwischen Abteilungen und Hierarchieebenen, und das Risiko ist groß, dass sich der Controller mindestens bei einer Partei unbeliebt macht.
Controlling ist Chefsache: Aktuelles Beispiel dazu:
„MIFA greift nach Rettungsring …
Denn gleichzeitig kam bei der Inventur heraus, dass es schwere Fehler in der Buchhaltung gab – und 2013 rund 15 Millionen Euro Verlust aufgelaufen waren, von denen niemand
etwas gemerkt hatte“. 2) 17.04.2014, Leipziger Volkszeitung, Seite 7, Leitartikel
Genau so sieht es aus, wenn man in der Chefetage der Meinung ist – Controlling erledigen die Controller – die bekommen das schon irgendwie hin! Und zum Schluss ist die Buchhaltung schuld! So einfach kann man es sich aber auch aus der Sicht der Geschäftsleitung in einem Börsen orientierten Unternehmen mit über 750 Mitarbeitern nicht machen!
Folge: Die Geschäftsleitung verliert den Überblick über die Kosten, Umsätze, strategisch notwendige Aufgaben und schlimmstenfalls wird die Finanzsituation – wie in diesem Fall von MIFA – völlig falsch eingeschätzt.
Genau so problematisch ist, wenn im Controlling zwar sehr viele verschiedene Werte oder Kennzahlen ermittelt werden, diese aber aktuell von der Geschäftsleitung gar nicht benötigt werden.
Controlling ist Chefsache –
das ist so und wird auch so bleiben!
Zusammenfassung:
Viele Führungskräfte aus Management und Controlling kennen noch in der Vergangenheit die Chefs alter Schule, die nur 3 bis 5 Zahlen benötigten und wussten wie das Unternehmen gerade läuft. Nach der Methode: Das reicht um zu wissen: Das haben wir diesen Monat verdient oder auch nicht!
Würde man diese Dinge heute auch noch so betrachten, wäre das Unternehmen sicherlich kaum noch überlebensfähig.
Die zentrale Erkenntnis ist heute: Wer mehr aus den vielen Zahlen und Daten auf seinen Festplatten macht, schneidet im Wettbewerb mit anderen deutlich besser ab.
Unternehmen müssen heute in unserer schnelllebigen und globalisierten Welt anders in Management und Controlling agieren als in der Vergangenheit.
Märkte verändern sich. Länder wie Indien, China oder Brasilien nehmen mehr und mehr Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Die Rahmenbedingungen vieler Unternehmen ändern sich radikal und nicht selten kommen völlig neue Anforderungen aus dem NICHTS auf das Controlling zu.
Die externen Faktoren, die auf den Erfolg eines Unternehmens Einfluss haben, werden ständig zunehmen. Um in dieser schnelllebigen Zeit mit unsicheren Zukunftsaussichten Unternehmen erfolgreich steuern zu können, bedarf es genauer Kenntnis aller betriebswirtschaftlichen Fakten und Entwicklungen im Unternehmen sowie in dessen weiteren Umfeld. Dieser Herausforderung im Controlling müssen sich in Zukunft alle Unternehmen stellen, seien sie auch noch so klein.
Ob wir dies nun wahrhaben wollen oder nicht – viel schneller als wir uns das heute vorstellen können – werden diese Auswirkungen über das Controlling wie ein massiver Vulkanausbruch hereinbrechen. Es geht nicht mehr – wie in der Vergangenheit – um das Controlling einzelner Fachbereiche, sondern um eine ganzheitliche Unternehmensplanung und Unternehmenssteuerung.
Die strategische Ausrichtung des Unternehmens bis zum operativen Controlling mit detaillierten Planungen und Zielausrichtungen, basierend auf hoch qualifiziertem Personal verbunden mit der Fähigkeit schnell und zielorientiert reagieren zu können, ist die Zukunftsaufgabe des Controlling. Immer wichtiger wird dabei, dass Controlling auf plausible und schnell zur Verfügung stehende Daten zurückgreifen kann, auf deren Basis sofort faktenbasierte Entscheidungen getroffen werden können.
Ausgangspunkt dabei sind maximale Entscheidungssicherheit sowie eine unternehmensweite Transparenz, auf der diese Entscheidungen getroffen werden können.
Dabei wird es in Zukunft immer mehr um die Integration von Planung, Reporting, Analyse und Simulation für das operative Controlling – also Finanz-, Konzern, Vertriebs-, Kosten-, Personal-, Einkaufs, Projektcontrolling etc. verbunden mit Risiko-Management, Möglichkeiten zur multidimensionalen Massendaten- Analyse, Konsolidierung und zum strategischen Controlling gehen. Wer sich dem heute im unternehmensweiten Controlling nicht stellt – den wird das Leben bestrafen – morgen oder spätestens übermorgen.
Controlling ist Chefsache – das ist so und wird auch so bleiben.
1) Götz, Oertel, StrategieAgentur, 2011
2) 17.04.2014, Leipziger Volkszeitung, Seite 7, Leitartikel
Soweit zur Problemstellung: Controlling ist Chefsache – nicht die Controller bekommen das schon hin!
Im nächsten Beitrag aus den „Die zehn typischen Controlling Fehler „
Controlling Fehler Nummer 5:
Wir haben das im Controlling doch immer so gemacht!
Warum sollten wir überhaupt was im Controlling ändern?
Warum ist das in einigen Unternehmen heute noch an der Tagesordnung?
Im Beitrag möchte ich dies gern mit eigenen Praxis Beispielen aus meiner 20`jährigen Controlling Arbeit untersetzen.
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